Neujahrsmatinee 2025 mit Goethe, Schiller – und Thomas Mann

Einladung zur Neujahrsmatinee der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft

Die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft lädt herzlich ein zur Neujahrsmatinee am Sonntag, den 19. Januar 2025, um 11:00 Uhr in die Aula Arnsburger Gasse, Oberstorstraße 20, Wetzlar.

Anlässlich des 150. Geburtstags von Thomas Mann liest Edgar Reinhardt (Lich) dessen Erzählung „Schwere Stunde“. Darin beschreibt Thomas Mann einen fiktiven Moment im Leben Friedrich Schillers: In einer kalten Dezembernacht des Jahres 1796 ringt der kranke Dichter in Jena mit den Qualen seines kreativen Schaffens. Neidvoll blickt Schiller dabei zu jenem großen Mann, der so bequem und warm in Weimar wohnt: Goethe. Obwohl in der Erzählung weder Schiller noch Goethe beim Namen genannt werden, ist klar, wen Thomas Mann in seiner Erzählung meint –  nämlich immer auch sich selbst.

Nach der Lesung stoßen wir in geselliger Runde auf das neue Jahr an.

Kostenbeitrag 5 Euro.

Die Veranstaltung „Der neue Paris“, Papiertheater mit Ulrike Richter, wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

 

Grußwort unserer Vorsitzenden Angelika Kunkel 2025

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde,

Sein Jahrhundert kann man nicht verändern, 

aber man kann sich dagegenstellen und glückliche Wirkungen vorbereiten.

J. W. v. Goethe an Friedrich Schiller am 21. Juli 1798

*

Nicht immer bietet die Wirklichkeit Grund zu Optimismus und Zuversicht. Wir halten dagegen und beginnen das Jahr 2025 frohen Mutes mit Goethes Märchen „Der neue Paris“ als Papiertheater-Aufführung mit Gesang. Im Februar geht es um den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, in der Folge um Goethes Rolle als Großvater und um Liebeslyrik aus vier Jahrhunderten. Cora Chilcott bietet uns den „Werther“ dar, und der Ehrenvorsitzende der Weimarer Goethegesellschaft, Prof. Dr. Jochen Golz, hält anlässlich der 1. Wetzlarer „Schubertiade“ einen Vortrag über Goethes Verhältnis zu Franz Schubert.

Wir freuen uns auf interessante Vorträge und inspirierende Begegnungen!

Im Namen des Vorstands und des Beirats

Angelika Kunkel, Erste Vorsitzende

 

 

Berichte und Reden zum 50. Geburtstag unserer Goethegesellschaft

„… ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht.“ – Die Wetzlarer Goethegesellschaft feiert den Werther — und sich selbst

(Bericht von Ulrike Enke)

In festlichem Rahmen, mit Musik und hochkarätigen Reden zum Geburtstag, beging die Wetzlarer Goethegesellschaft am Sonntag, den 21. Januar, in der Alten Aula der ehemaligen Lotteschule ihren 50. Geburtstag. Anlässe zum Feiern gab es genug: Vor 275 Jahren, 1749, wurde Goethe geboren; sein Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, der Thema und Sentiment bekanntlich Goethes Aufenthalt in Wetzlar verdankt, kann auf stolze 250 Jahre zurückblicken. 1974 schließlich wurde die Wetzlarer Goethegesellschaft ins Leben gerufen.

In ihrer gleichermaßen launigen wie informativen Ansprache erinnerte die Vorsitzende Angelika Kunkel an die Gründungsgeschichte der Gesellschaft und ließ mithilfe beeindruckender Zahlen die Exkursionen und Tagesausflüge, die Vorträge und Gesprächskreise, welche den Mitgliedern im Laufe des halben Jahrhunderts angeboten wurden, Revue passieren. Dass ein derart reichhaltiges Programm nur mithilfe eines engagierten Vorstands und dessen „besseren Hälften“ zu bewältigen war und ist, blieb nicht unerwähnt. Den Festvortrag „Aus der Erfolgsgeschichte eines Kultbuchs“ hielt gleichermaßen kurzweilig wie tiefgründig die Leiterin des Freien Deutschen Hochstifts und des Frankfurter Romantikmuseums, Frau Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. In ihrem „Werther“-Vortrag erinnerte sie nicht nur an die Werther-Rezeption, wobei sie auch einen Blick nach China und die dortige Goethe-Verehrung warf, sondern beleuchtete auch die Bedeutung des Herzens, eines Schlüsselbegriffs des Romans und seiner Zeit.

Die Grußworte der Stadt Wetzlar und der „Muttergesellschaft“ in Weimar zeugten von der großen Wertschätzung unserer Gesellschaft. In einem freundschaftlichen Appell rief der Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar, Professor Stefan Matuschek, zudem dazu auf, gerade die den „Werther“ lesenden Deutschkurse stärker in das literarische Leben unserer Goethegesellschaften einzubinden.

Umrahmt wurden die Beiträge von der musikalischen Darbietung einer Rarität: Joachim Eichhorn am Spinett und die Sopranistin Nicole Tamburro präsentierten das von Beiratsmitglied Dieter Lehnhardt wiederentdeckte Lied „Einladung zum Spatziergang des Morgens“ des Kapellmeisters Ernst Christoph Dressler (1734-1779). Der Liedtext nahm die Zuhörenden mit zum Wetzlarer Brühlsbach, auf den Stoppelberg und schließlich an die Lahn. Dieter Lehnhardt gab zudem Einblicke in das bewegte Leben des Musikers und Lieddichters Dressler, der einige Jahre in Wetzlar verbrachte.

Auch kulinarisch blieb man dem 18. Jahrhundert treu: Zu den sich anschließenden Gesprächen wurden neben Sekt und Wein „Goethe-Pastetgen“ und Mandeltarte gereicht.

(22.01.2024)

 

Grußwort und Ansprache von Angelika Kunkel, Vorsitzende der Wetzlarer Goethegesellschaft

 

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde,

  • Wieviel Goethe braucht der Mensch?
  • Goethe – wozu und für wen?
  • Ist Goethe noch up to date?
  • Goethe und kein Ende?
  • Warum Goethe heute?

Mit diesen Fragen hat sich die Wetzlarer Goethegesellschaft in den fünf Jahrzehnten ihres Bestehens auseinandergesetzt.

In 309 Vorträgen näherten sich die interessierten Zuhörer nicht nur dem Phänomen des großen Dichters Goethe an, sondern ließen sich auch von der Gedankenwelt der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zur Moderne faszinieren.

Alles begann 1974 mit einem Inserat in der WNZ, welches sich an die Bevölkerung Wetzlar wandte.

In der Folgezeit wurden in bis heute 82 Broschüren das jeweilige Halbjahresprogramm angekündigt und verschickt. Die für den Versand erforderlichen Handarbeiten wurden regelmäßig von den dafür auserkorenen Vorstandsmitgliedern und ihren besseren Hälften erledigt.

Viele Einzelschritte waren nötig, um interessante Programme zu gestalten. Verantwortlich hierfür waren: die fünf Vorsitzenden: Herr Dr. Schierenberg, Herr Hedrich, Herr Dr. Wenzel, Herr Scholz und ich und ihre acht Stellvertreter: Herr Werner, Herr Petry, Herr Christ, Herr Kaetzler, Herr LeBlanc, Frau Lehnhardt-Raabe und Herr Meyer-Ellendt.

Sie versuchten in unzähligen Telefonaten und Briefen, Referenten nach Wetzlar einzuladen. Der Erfolg der Programme wurde auch durch das freundschaftliche Miteinander des Vorstandes mit dem diese Vorbereitungen begleitenden Beirat möglich.

Dem Wunsch unserer Mitglieder auch in kleinen überschaubaren Runden über Literatur ins Gespräch zu kommen, wurde an 158 Abenden nachgekommen. Diese Gesprächsabende wurden kenntnisreich moderiert und geführt von besonders klugen Köpfen aus unserer Mitgliedschaft.

Nur durch Reisen können neue Entdeckungen und Ansichten lebendig und rasch verbreitet werden – so Goethe 1822 an Kanzler Müller. Seit den Gründungsjahren ist die Wetzlarer Goethegesellschaft auf Reisen gegangen: entweder auf Spuren Goethes oder zu bekannten literarischen Gedenkstätten.

106 Exkursionen waren es bis heute: geplant und akribisch vorbereitet nicht nur vom Vorstand, sondern von besonders engagierten Mitgliedern. Die Schweiz, Böhmen, die schwäbische Dichterstraße, die Mark Brandenburg, das Elsass und Thüringen waren Ziele mehrtägiger Ausflüge, wobei die Reisen auf Goethes Spuren nach Italien bis hinunter nach Sizilien besondere Erlebnishöhepunkte waren. Die anschließenden Lichtbildervorträge vertieften das Erlebte. Mit voll besetzten Bussen besuchten die Reisenden Weimar und andere ostdeutsche Orte mit Goethebezug, dreimal sogar zu DDR-Zeiten.

49mal feierten wir am 28. August – ungeachtet des Wochentages, auf den er fiel – den Goethe-Geburtstag mit literarisch-musikalischen Darbietungen im Lottehof, in den Museen, in der Musikschule, und in den von Goethe besuchten Orten.

Zu den Programmpunkten gehörten auch literarische Spaziergänge, Theateraufführungen an historischen Stätten, Rezitationsabende und Lesungen mit anschließenden geselligen Gesprächen.

Viele Veranstaltungen konnten wir in Kooperation realisieren. Der gute Draht zum Kulturamt und den städtischen Museen haben vieles erleichtert. Bei dem Bestreben, ein interessantes und unterhaltsames Programm zu bieten, halfen uns: der Kultur Förder-Ring, das Statt-Theater, der Wetzlarer Geschichtsverein, der Kunstverein, die Heimatvereine Garbenheim und Volpertshausen, die Phantastische Bibliothek, die Stadtbibliothek, die Wetzlarer Partnergesellschaften, die deutsch-italienische, die deutsch-französische und die deutsch-englische Gesellschaft und auch die Goetheschule. Diesen allen sage ich auch in Ihrem Namen, liebe Mitglieder, herzlichen Dank für ihr Mitgestalten!

Die Goethegesellschaft Wetzlar zählt zurzeit 168 Mitglieder, wobei wir aber gerne noch wachsen wollen. Unsere Veranstaltungen standen und stehen jedem interessierten Bürger offen. So konnten wir immer wieder durch die vielfältigen und hochkarätigen Angebote neue Mitglieder gewinnen. Und vielleicht können Sie, wenn sich die Gelegenheit ergibt, von unseren Veranstaltungen erzählen und so das Interesse bei anderen für unsere Gesellschaft wecken.

Von einem wichtigen und damals wegweisenden Projekt muss ich noch berichten: unsere Partnerschaft mit der Goethegesellschaft Tambov in Russland. Die Verbindung kam über Pfarrer Küppers zustande, der Anfang der 90er Jahre regelmäßig Hilfslieferungen der evangelischen Kirchengemeinde nach Tambov organisierte. So kam es zu zwei Besuchen des damaligen Vorsitzenden, Herrn Hedrich in Tambov, auf dessen Anregung 1994 die damals erst zweite Goethegesellschaft in Russland von der Professorin Lili Kaufmann von der Fakultät für die deutsche Sprache an der Dershavin Universität Tambov ins Leben gerufen wurde. Einige von Ihnen werden sich sicherlich noch an ihre Vorträge hier in Wetzlar erinnern. Der wesentlich Inhalt der Partnerschaft, die ohne finanzielle Zuwendungen der Goethegesellschaft Wetzlar gelebt hat und bis zu Beginn der Corona-Epidemie funktionierte, bestand darin, Studenten der Universität Tambov die Möglichkeit zu geben, Leben und Werk des „Weltbürgers Goethe“ in offener Begegnung kennen zu lernen. Einige unserer Mitglieder haben mit Spenden und Beherbergung uneigennützig dazu beigetragen. Mit Hilfe des CVJM Kreisverbandes Wetzlar kam es zu Begegnungen junger Menschen im jährlichen Wechsel hier und in Tambov. Und eine kleine Delegation der Goethegesellschaft Wetzlar reiste jedes Jahr, insgesamt 22 Mal auf eigene Kosten nach Tambov, um eine Woche lang Vorträge vor deutsch-sprachigen Studenten zu halten. Zu diesen Delegationen gehörten mehrfach Cornelia Kühn-Leitz und eine Literaturwissenschaftlerin aus Marburg. Die Goethegesellschaft Tambov existiert noch, der Kontakt gestaltet sich, wie Sie sich denken können, schwierig. Die freundschaftlichen Beziehungen bestehen weiterhin. Diese einzigartige Partnerschaft wird von der Muttergesellschaft in Weimar hoch angesehen und unterstützt.

Mit den genannten Zahlen habe ich versucht, die fünfzig Jahre der Goethegesellschaft Wetzlar zu umreißen.

Dazu passt eine Bemerkung Goethes an seinen Diener Riemer:

„Die Zahlen sind, wie unsere armen Worte, nur Versuche, die Erscheinungen zu erfassen und auszudrücken, ewig unzureichende Annäherungen.“

Angelika Kunkel

 

Grußwort von Prof. Stefan Matuschek, Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar

 

Liebe Goethe-Gesellschaft in Wetzlar,

wenn Sie heute Ihr 50jähriges Bestehen feiern, dann sieht man gleich, wie literaturgeschichtlich einschlägig Sie Ihr Gründungsjahr gewählt haben. Es war das 200. Werther-Jubiläum. Jetzt sind wir ein halbes Jahrhundert weiter, und ich liege wohl nicht falsch mit der Annahme, dass Sie, wenn Sie sich in diesem Jahr feiern, auch des Romans gedenken werden, der inspirationsgeschichtlich mit Ihrer Stadt verbunden ist. Das erste deutschsprachige literarische Werk, das über die Sprachgrenzen hinaus Erfolg hatte, wurde durch eine Personenkonstellation in Ihrer Stadt angeregt. Die internationale Wahrnehmung der deutschsprachigen Literatur beginnt mit einer Wetzlarer Geschichte. Ihr Stadtmuseum, habe ich gelesen, plant eine Ausstellung dazu, und die Goethe-Gesellschaft am Ort beweist, dass diese literarische Erinnerung nicht nur in den öffentlichen Bildungsinstitutionen am Leben erhalten wird, sondern im privaten, persönlichen Engagement von Literaturliebhaberinnen und -liebhabern tatsächlich lebt. Deshalb haben Sie einen guten Grund, sich mit dem Roman auch selbst zu feiern. Denn auch der Roman lebt nur in der Weise fort, wie er gelesen und besprochen wird. Die Goethe-Gesellschaft ist der wichtigste Ort, an dem dies außerhalb der staatlichen Bildungseinrichtungen geschieht.

Es wird in diesem Jahr viel ‚gewerthert‘ werden; nicht nur in Wetzlar, Frankfurt und Weimar. Es wäre das Beste, wenn diese Unternehmungen der Goethe-Gedenkstätten und Goethe-Gesellschaften mit denen zusammenkämen, die schon sehr lange und kontinuierlich ‚werthern‘: mit den Schulen. Wir werden das in Weimar versuchen, indem wir im Jahresprogramm der Goethe-Gesellschaft Vorträge speziell für Deutschkurse anbieten. Ich bin gespannt, ob wir damit Erfolg haben. Wenn ja, wird das zu einer geradezu schockartigen Verjüngung unseres Publikums führen. Vielleicht machen Sie das in Wetzlar schon längst so, dann bin ich auf Ihre Erfahrungen neugierig. Wenn nicht, kann ich es Ihnen empfehlen. Das Werther-Jahr bietet ja einen guten Anlass dazu. Wenn man seinen Fünfzigsten feiert, lädt man ja gern mehr ein als sonst. Ich wünsche Ihnen zu Ihrem Jubiläum ein volles Haus mit vielen seltenen, neuen Gästen – und natürlich auch mit denen, deren kontinuierlicher Einsatz das alles möglich macht. Ihnen gilt meine besondere Gratulation!

Herzlich

Ihr Stefan Matuschek

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Ein Brief unseres Mitglieds Dr. Uwe Petry

Liebe Frau Kunkel, meine sehr verehrten Damen und Herren,

ein großer Frankfurter Dichter und Begründer der Neuen Frankfurter Schule, Robert Gernhardt, schlüpfte in den 1970er Jahren in die Rolle des Apostels Paulus. Heraus kam eine Reihe von prägnant zugespitzten Kurzgedichten im Stil der Sponti-Sprüche der 68er Bewegung. Zu einem dieser Sprüche will ich mich in meiner Verlegenheit hier und jetzt flüchten. Er lautet: „Paulus schrieb den Irokesen: Euch schreib ich nichts, lernt erst mal lesen.“ Ob Robert Gernhardt den Irokesen tatsächlich Bildungsferne andichten wollte, möchte ich bezweifeln. Wichtiger scheint mir für die Auslegung des Gedichts, dass es selbst für den Apostel Momente gab, in denen er nichts zu schreiben, respektive zu sagen wusste. Und so geht es mir heute. Ich muss es leider rundheraus zugeben: Vom Goethe-Institut kommt für die heutige Veranstaltung kein Grußwort. Lassen Sie mich bitte mit ein paar Sätzen um Verständnis für diese Verweigerung werben.

Es ist nur wenig bekannt, dass das Goethe-Institut zu seinem Namen kam wie die berühmte Jungfrau zum Kind. Im Vorfeld des Goethe-Jubiläumsjahres 1932 plante die in München ansässige Deutsche Akademie, eine von Geistesgrößen wie Thomas Mann gegründete Einrichtung zur Förderung deutscher Nationalkultur, ein Institut zur Ausbildung ausländischer Deutschlehrer ins Leben zu rufen. Die Finanzen waren jedoch knapp. Deshalb wandte man sich an die Goethe-Gesellschaft, die dabei war, Spenden für das besagte Goethe-Jubiläum einzusammeln. Man sicherte zu, dass gegen Beteiligung an dem Spendenaufkommen das neue Institut den Namen Goethe-Institut tragen werde. Dies sei dann für beide Seiten, wie man heute sagen würde, eine „win-win-Situation“. Ob damals Spenden nach München flossen, lässt sich der Aktenlage nicht mit Sicherheit entnehmen. Der Taufname der Einrichtung war damit jedoch gefunden und wurde im Jahr 1951, bei der politischen Neugründung des Goethe-Instituts, einfach beibehalten.

Das heutige Goethe-Institut stellt man sich am besten am Beispiel des berühmten Tischbein-Porträts „Goethe in der römischen Campagna“ vor. Der große Hut repräsentiert Goethe als Schirmherrn der Institution. Er findet seine Entsprechung im sorgfältig gepflegten Markenauftritt des Goethe-Instituts mit Logo, österlich-grüner Signalfarbe und allem, was sonst noch zur Darstellung der „corporate identity“ dazugehört.

Unter diesem großen Hut wirft sich allerdings nicht der Namenspatron in Pose. Diese Position wird vielmehr vom Generalsekretär des Goethe-Instituts eingenommen. Anstelle des Dichters findet man also einen Kulturmanager. Was ihn mit Goethes Erbe verbindet, wird er sicherlich im privaten Gespräch gerne offenlegen. In offizieller Funktion reduziert sich seine Goethe-Affinität aber zwangsläufig auf folgende, mantra-artig vorzutragenden Verse: „Zum Gelde drängt, am Gelde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“. Dabei hofft er, dass die mit diesem Anklang an Goethes Faust angesprochenen politisch Verantwortlichen reflexartig das Reimwort „Erbarmen“ assoziieren und entsprechend handeln.

Vielleicht konnte ich Ihnen damit nahebringen, dass zwischen der Sphäre eines auf allen fünf Kontinenten Verantwortung tragenden Kulturmanagements und dem ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement, für das die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft seit 50 Jahren in herausragender Weise einsteht, Welten liegen. Trotzdem bleiben die Kultur und die Pflege des kulturellen Erbes gemeinsame Bezugspunkte, an denen zu arbeiten sich unbedingt lohnt, egal aus welcher Perspektive.

Ich wünsche dem Vorstand, den Mitgliedern und dem Publikum der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft, dass Sie auch weiterhin die Fackel der Kultur und Literatur in dieser Stadt hochhalten. Es braucht daraus nicht gleich ein weltweites Lauffeuer zu entstehen, wie es der Werther-Roman erzeugt hat.

Dr. Uwe Petry

Gäste aus Tambow – Bilder zum deutsch-russischen Treffen in Wetzlar

Literarische Begegnung in Garbenheim

 von Jörg-Peter Schmidt

Schon seit 20 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen der hiesigen Goethe-Gesellschaft und den Freunden aus der 280 000 Einwohner zählenden russischen Stadt Tambow, die rund 500 Kilometer südlich von Moskau entfernt ist – ein Beispiel für  ein gut funktionierende internationale Freundschaft.  Dies war für die Wetzlarer Gastgeber Anlass, bei sonnigem Wetter auf dem Hof des Garbenheimer Heimatmuseums zu einer Geburtstagsfeier einzuladen, an der auch Deutsch-Studentinnen aus Tambow  teilnahmen

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Literarisches Jubiläums-Geschenk

Sie hatten für die rund 100  Besucher  ein  literarisches Jubiläums-Geschenk parat: Selbstverständlich wussten die Russinnen, dass Goethe Garbenheim gern besucht  hat. So lag es für sie nahe, an diesem historischen Ort, der im „‚Werther“ unter dem Namen „Wahlheim“ verewigt ist, Gedichte des „Faust“-Verfassers  in deutscher Sprache vorzutragen. Sie  rezitierten auswendig und gefühlvoll unter anderem den „Erlkönig“ oder das „Wanderlied“.  Wie sie berichteten, ist auch der deutsche Sänger, Komponist und Komiker Otto Reutter (1870 – 1931) in Russland bekannt. Von ihm hatten sie das 1928 entstandene Gedicht „Mit der Uhr in der Hand“ ausgewählt: Reutter beschreibt darin auf tragisch-komische Weise, wie sehr die Menschen  in Hast leben.

In Eile mit der Uhr in der Hand  saß  bei dem deutsch-russischen Treffen allerdings niemand: Vielmehr fühlte  man sich in der gemütlichen Atmosphäre auf dem Gelände des Heimatmuseums, das in einem liebevoll  renovierten Bauernhaus und Nebengebäuden aus dem Jahr 1866 ansässig ist, bei Wein und Schmierselskuchen  wohl und stieß auf Goethes 266. Geburtstag an. Sein Gesicht ist übrigens in einer Holzskulptur festgehalten, die auf dem Hof des Heimatmuseums ihren festen Platz hat (siehe Fotos oben).

In den Gesprächen zwischen den Wetzlarern und den Gästen aus Tambow wurde auch darauf hingewiesen, dass der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) mit der Ausrichtung von Workcamps  zu der internationalen Freundschaft beiträgt.

Man saß noch lange beisammen  und die 1. Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft, Angelika Kunkel, konnte ein positives Fazit der Feier ziehen, zu der zahlreiche Teilnehmer auf dem neuen Goethe-Weg  vom Lottehaus nach „Wahlheim“ gewandert waren. Die Gäste aus Tambow  kündigten an, dass sie auch noch die Rhein-Gegend einschließlich Loreley kennen lernen wollen, bevor  sie per Flugzeug wieder in die Heimat zurückkehren.

Die Fotos des deutsch-russischen Treffens in Wetzlar wurden der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft von dem Fotografen und freien Journalisten Jörg-Peter  Schmidt kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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Über den Besuch berichtete Jörg-Peter Schmidt (Freier Journalist) in der WNZ sowie die Internet-Zeitung  „Der neue Landbote“ (www.landbote.info/goethe-und-tambow).

 

 

 

 

(Klicken Sie auf die Bilder, um sie zu vergrößern.)

 

 

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Wolfgang Keul „Lotte in Weimar“ – Thomas Mann auf Goethes Spuren

Auf vielfachen Wunsch hat die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft den exzellenten Vortrag unseres Mitglieds Dr. Wolfgang Keul über Thomas Manns Roman »Lotte in Weimar«, den er am 19. Mai 2014 gehalten hat, in erweiterter Fassung in Form einer kleinen Broschüre publiziert.

Der Band ist beim Vorstand weiterhin zum Selbstkostenpreis erhältlich:

Wolfgang Keul: »Lotte in Weimar« – Thomas Mann auf Goethes Spuren oder Johann Wolfgang von Mann

2014 – 52 Seiten – 3,00 Euro

Manfred Wenzel Ehrenmitglied der internationalen Goethe-Gesellschaft

Unser Vorsitzender aus den Jahren 1996 bis 2012, Dr. Manfred Wenzel, wurde auf der Mitgliederversammlung der internationalen Goethe-Gesellschaft in Weimar am 29. Mai 2015 zum Ehrenmitglied ernannt.

Der Text der Urkunde lautet:

Die Goethe-Gesellschaft in Weimar verleiht anlaesslich ihrer 84. Hauptversammlung HERRN DR. MANFRED WENZEL, dem langjaehrigen Vorsitzenden der Ortsvereinigung Wetzlar, dem kundigen Philologen und engagierten Vermittler insbesondere von Goethes naturwissenschaftlichem Werk, in Dankbarkeit die WUERDE EINES EHRENMITGLIEDS. – – Weimar, am 29. Mai 2015 im Namen des Vorstands – der Präsident der Goethe-Gesellschaft

Neuer Vorstand gewählt

Bei der Jahreshauptversammlung der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft im April 2014 wurde unser Vorsitzender Stephan Scholz nach zweijähriger Tätigkeit als Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft verabschiedet. Zur neuen Vorsitzenden wurde Frau Angelika Kunkel einstimmig mit einer Enthaltung gewählt. Als stellvertretender Vorsitzender wurde Thomas Le Blanc, ebenfalls einstimmig, bestätigt. Frau Kunkel ist in der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft und weit darüber hinaus bestens bekannt, bekleidet sie doch seit vielen Jahren das Amt der Schatzmeisterin. Dieses Amt soll nun neu besetzt werden. Wir gratulieren Frau Kunkel und Herrn Le Blanc zu ihrer Wahl, und wir danken Herrn Scholz für sein Engagement und die anregenden Impulse.