Berichte und Reden zum 50. Geburtstag unserer Goethegesellschaft

„… ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht.“ – Die Wetzlarer Goethegesellschaft feiert den Werther — und sich selbst

(Bericht von Ulrike Enke)

In festlichem Rahmen, mit Musik und hochkarätigen Reden zum Geburtstag, beging die Wetzlarer Goethegesellschaft am Sonntag, den 21. Januar, in der Alten Aula der ehemaligen Lotteschule ihren 50. Geburtstag. Anlässe zum Feiern gab es genug: Vor 275 Jahren, 1749, wurde Goethe geboren; sein Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, der Thema und Sentiment bekanntlich Goethes Aufenthalt in Wetzlar verdankt, kann auf stolze 250 Jahre zurückblicken. 1974 schließlich wurde die Wetzlarer Goethegesellschaft ins Leben gerufen.

In ihrer gleichermaßen launigen wie informativen Ansprache erinnerte die Vorsitzende Angelika Kunkel an die Gründungsgeschichte der Gesellschaft und ließ mithilfe beeindruckender Zahlen die Exkursionen und Tagesausflüge, die Vorträge und Gesprächskreise, welche den Mitgliedern im Laufe des halben Jahrhunderts angeboten wurden, Revue passieren. Dass ein derart reichhaltiges Programm nur mithilfe eines engagierten Vorstands und dessen „besseren Hälften“ zu bewältigen war und ist, blieb nicht unerwähnt. Den Festvortrag „Aus der Erfolgsgeschichte eines Kultbuchs“ hielt gleichermaßen kurzweilig wie tiefgründig die Leiterin des Freien Deutschen Hochstifts und des Frankfurter Romantikmuseums, Frau Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. In ihrem „Werther“-Vortrag erinnerte sie nicht nur an die Werther-Rezeption, wobei sie auch einen Blick nach China und die dortige Goethe-Verehrung warf, sondern beleuchtete auch die Bedeutung des Herzens, eines Schlüsselbegriffs des Romans und seiner Zeit.

Die Grußworte der Stadt Wetzlar und der „Muttergesellschaft“ in Weimar zeugten von der großen Wertschätzung unserer Gesellschaft. In einem freundschaftlichen Appell rief der Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar, Professor Stefan Matuschek, zudem dazu auf, gerade die den „Werther“ lesenden Deutschkurse stärker in das literarische Leben unserer Goethegesellschaften einzubinden.

Umrahmt wurden die Beiträge von der musikalischen Darbietung einer Rarität: Joachim Eichhorn am Spinett und die Sopranistin Nicole Tamburro präsentierten das von Beiratsmitglied Dieter Lehnhardt wiederentdeckte Lied „Einladung zum Spatziergang des Morgens“ des Kapellmeisters Ernst Christoph Dressler (1734-1779). Der Liedtext nahm die Zuhörenden mit zum Wetzlarer Brühlsbach, auf den Stoppelberg und schließlich an die Lahn. Dieter Lehnhardt gab zudem Einblicke in das bewegte Leben des Musikers und Lieddichters Dressler, der einige Jahre in Wetzlar verbrachte.

Auch kulinarisch blieb man dem 18. Jahrhundert treu: Zu den sich anschließenden Gesprächen wurden neben Sekt und Wein „Goethe-Pastetgen“ und Mandeltarte gereicht.

(22.01.2024)

 

Grußwort und Ansprache von Angelika Kunkel, Vorsitzende der Wetzlarer Goethegesellschaft

 

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde, […]

Wieviel Goethe braucht der Mensch?

Goethe – wozu und für wen?

Ist Goethe noch up-to-date?

Goethe und kein Ende?

Warum Goethe heute?

Mit diesen Fragen hat sich die Wetzlarer Goethegesellschaft in den fünf Jahrzehnten ihres Bestehens auseinandergesetzt.

In 309 Vorträgen näherten sich die interessierten Zuhörer nicht nur dem Phänomen des großen Dichters Goethe an, sondern ließen sich auch von der Gedankenwelt der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zur Moderne faszinieren.

Alles begann 1974 mit einem Inserat in der WNZ, welches sich an die Bevölkerung Wetzlar wandte.

In der Folgezeit wurden in bis heute 82 Broschüren das jeweilige Halbjahresprogramm angekündigt und verschickt. Die für den Versand erforderlichen Handarbeiten wurden regelmäßig von den dafür auserkorenen Vorstandsmitgliedern und ihren besseren Hälften erledigt.

Viele Einzelschritte waren nötig, um interessante Programme zu gestalten. Verantwortlich hierfür waren: die fünf Vorsitzenden: Herr Dr. Schierenberg, Herr Hedrich, Herr Dr. Wenzel, Herr Scholz und ich und ihre acht Stellvertreter: Herr Werner, Herr Petry, Herr Christ, Herr Kaetzler, Herr LeBlanc, Frau Lehnhardt-Raabe und Herr Meyer-Ellendt.

Sie versuchten in unzähligen Telefonaten und Briefen, Referenten nach Wetzlar einzuladen. Der Erfolg der Programme wurde auch durch das freundschaftliche Miteinander des Vorstandes mit dem diese Vorbereitungen begleitenden Beirat möglich.

Dem Wunsch unserer Mitglieder auch in kleinen überschaubaren Runden über Literatur ins Gespräch zu kommen, wurde an 158 Abenden nachgekommen. Diese Gesprächsabende wurden kenntnisreich moderiert und geführt von besonders klugen Köpfen aus unserer Mitgliedschaft.

Nur durch Reisen können neue Entdeckungen und Ansichten lebendig und rasch verbreitet werden – so Goethe 1822 an Kanzler Müller. Seit den Gründungsjahren ist die Wetzlarer Goethegesellschaft auf Reisen gegangen: entweder auf Spuren Goethes oder zu bekannten literarischen Gedenkstätten.

106 Exkursionen waren es bis heute: geplant und akribisch vorbereitet nicht nur vom Vorstand, sondern von besonders engagierten Mitgliedern. Die Schweiz, Böhmen, die schwäbische Dichterstraße, die Mark Brandenburg, das Elsass und Thüringen waren Ziele mehrtägiger Ausflüge, wobei die Reisen auf Goethes Spuren nach Italien bis hinunter nach Sizilien besondere Erlebnishöhepunkte waren. Die anschließenden Lichtbildervorträge vertieften das Erlebte. Mit voll besetzten Bussen besuchten die Reisenden Weimar und andere ostdeutsche Orte mit Goethebezug, dreimal sogar zu DDR-Zeiten.

49mal feierten wir am 28. August – ungeachtet des Wochentages, auf den er fiel – den Goethe-Geburtstag mit literarisch-musikalischen Darbietungen im Lottehof, in den Museen, in der Musikschule, und in den von Goethe besuchten Orten.

Zu den Programmpunkten gehörten auch literarische Spaziergänge, Theateraufführungen an historischen Stätten, Rezitationsabende und Lesungen mit anschließenden geselligen Gesprächen.

Viele Veranstaltungen konnten wir in Kooperation realisieren. Der gute Draht zum Kulturamt und den städtischen Museen haben vieles erleichtert. Bei dem Bestreben, ein interessantes und unterhaltsames Programm zu bieten, halfen uns: der Kultur Förder-Ring, das Statt-Theater, der Wetzlarer Geschichtsverein, der Kunstverein, die Heimatvereine Garbenheim und Volpertshausen, die Phantastische Bibliothek, die Stadtbibliothek, die Wetzlarer Partnergesellschaften, die deutsch-italienische, die deutsch-französische und die deutsch-englische Gesellschaft und auch die Goetheschule. Diesen allen sage ich auch in Ihrem Namen, liebe Mitglieder, herzlichen Dank für ihr Mitgestalten!

Die Goethegesellschaft Wetzlar zählt zurzeit 168 Mitglieder, wobei wir aber gerne noch wachsen wollen. Unsere Veranstaltungen standen und stehen jedem interessierten Bürger offen. So konnten wir immer wieder durch die vielfältigen und hochkarätigen Angebote neue Mitglieder gewinnen. Und vielleicht können Sie, wenn sich die Gelegenheit ergibt, von unseren Veranstaltungen erzählen und so das Interesse bei anderen für unsere Gesellschaft wecken.

Von einem wichtigen und damals wegweisenden Projekt muss ich noch berichten: unsere Partnerschaft mit der Goethegesellschaft Tambov in Russland. Die Verbindung kam über Pfarrer Küppers zustande, der Anfang der 90er Jahre regelmäßig Hilfslieferungen der evangelischen Kirchengemeinde nach Tambov organisierte. So kam es zu zwei Besuchen des damaligen Vorsitzenden, Herrn Hedrich in Tambov, auf dessen Anregung 1994 die damals erst zweite Goethegesellschaft in Russland von der Professorin Lili Kaufmann von der Fakultät für die deutsche Sprache an der Dershavin Universität Tambov ins Leben gerufen wurde. Einige von Ihnen werden sich sicherlich noch an ihre Vorträge hier in Wetzlar erinnern. Der wesentlich Inhalt der Partnerschaft, die ohne finanzielle Zuwendungen der Goethegesellschaft Wetzlar gelebt hat und bis zu Beginn der Corona-Epidemie funktionierte, bestand darin, Studenten der Universität Tambov die Möglichkeit zu geben, Leben und Werk des „Weltbürgers Goethe“ in offener Begegnung kennen zu lernen. Einige unserer Mitglieder haben mit Spenden und Beherbergung uneigennützig dazu beigetragen. Mit Hilfe des CVJM Kreisverbandes Wetzlar kam es zu Begegnungen junger Menschen im jährlichen Wechsel hier und in Tambov. Und eine kleine Delegation der Goethegesellschaft Wetzlar reiste jedes Jahr, insgesamt 22 Mal auf eigene Kosten nach Tambov, um eine Woche lang Vorträge vor deutsch-sprachigen Studenten zu halten. Zu diesen Delegationen gehörten mehrfach Cornelia Kühn-Leitz und eine Literaturwissenschaftlerin aus Marburg. Die Goethegesellschaft Tambov existiert noch, der Kontakt gestaltet sich, wie Sie sich denken können, schwierig. Die freundschaftlichen Beziehungen bestehen weiterhin. Diese einzigartige Partnerschaft wird von der Muttergesellschaft in Weimar hoch angesehen und unterstützt.

Mit den genannten Zahlen habe ich versucht, die fünfzig Jahre der Goethegesellschaft Wetzlar zu umreißen.

Dazu passt eine Bemerkung Goethes an seinen Diener Riemer:

„Die Zahlen sind, wie unsere armen Worte, nur Versuche, die Erscheinungen zu erfassen und auszudrücken, ewig unzureichende Annäherungen.“

Angelika Kunkel

 

Grußwort von Prof. Stefan Matuschek, Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar

 

Liebe Goethe-Gesellschaft in Wetzlar,

wenn Sie heute Ihr 50jähriges Bestehen feiern, dann sieht man gleich, wie literaturgeschichtlich einschlägig Sie Ihr Gründungsjahr gewählt haben. Es war das 200. Werther-Jubiläum. Jetzt sind wir ein halbes Jahrhundert weiter, und ich liege wohl nicht falsch mit der Annahme, dass Sie, wenn Sie sich in diesem Jahr feiern, auch des Romans gedenken werden, der inspirationsgeschichtlich mit Ihrer Stadt verbunden ist. Das erste deutschsprachige literarische Werk, das über die Sprachgrenzen hinaus Erfolg hatte, wurde durch eine Personenkonstellation in Ihrer Stadt angeregt. Die internationale Wahrnehmung der deutschsprachigen Literatur beginnt mit einer Wetzlarer Geschichte. Ihr Stadtmuseum, habe ich gelesen, plant eine Ausstellung dazu, und die Goethe-Gesellschaft am Ort beweist, dass diese literarische Erinnerung nicht nur in den öffentlichen Bildungsinstitutionen am Leben erhalten wird, sondern im privaten, persönlichen Engagement von Literaturliebhaberinnen und -liebhabern tatsächlich lebt. Deshalb haben Sie einen guten Grund, sich mit dem Roman auch selbst zu feiern. Denn auch der Roman lebt nur in der Weise fort, wie er gelesen und besprochen wird. Die Goethe-Gesellschaft ist der wichtigste Ort, an dem dies außerhalb der staatlichen Bildungseinrichtungen geschieht.

Es wird in diesem Jahr viel ‚gewerthert‘ werden; nicht nur in Wetzlar, Frankfurt und Weimar. Es wäre das Beste, wenn diese Unternehmungen der Goethe-Gedenkstätten und Goethe-Gesellschaften mit denen zusammenkämen, die schon sehr lange und kontinuierlich ‚werthern‘: mit den Schulen. Wir werden das in Weimar versuchen, indem wir im Jahresprogramm der Goethe-Gesellschaft Vorträge speziell für Deutschkurse anbieten. Ich bin gespannt, ob wir damit Erfolg haben. Wenn ja, wird das zu einer geradezu schockartigen Verjüngung unseres Publikums führen. Vielleicht machen Sie das in Wetzlar schon längst so, dann bin ich auf Ihre Erfahrungen neugierig. Wenn nicht, kann ich es Ihnen empfehlen. Das Werther-Jahr bietet ja einen guten Anlass dazu. Wenn man seinen Fünfzigsten feiert, lädt man ja gern mehr ein als sonst. Ich wünsche Ihnen zu Ihrem Jubiläum ein volles Haus mit vielen seltenen, neuen Gästen – und natürlich auch mit denen, deren kontinuierlicher Einsatz das alles möglich macht. Ihnen gilt meine besondere Gratulation!

Herzlich

Ihr Stefan Matuschek

 

 

Ankündigungen zum Werther-Jahr 2024

ab Juli 2024:

„Faust“ – Goethes Traum wird Wirklichkeit

Wetzlarer Festspiele auf Kloster Altenberg

 

  1. August 2024:

Stationen-Theater rund um den „Werther“ – Deutschordenshof

Wetzlarer Goethe-Gesellschaft / StattTheater Wetzlar

 

ab September 2024:

„Die internationale Werther-Rezeption“ – Stadt- und Industriemuseum

Städtische Sammlungen Wetzlar

Bernd Kemter: Das „Werther“-Motiv im Spiegel einiger in- und ausländischer Dichter

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Vortrag von Bernd Kemter (Gera): Das „Werther“-Motiv im Spiegel einiger in- und ausländischer Dichter

Goethes „Werther“ inspirierte gleich mehrere Dichter, sich mit dem Schicksal des jungen unglücklich Verliebten in eigenen Werken auseinanderzusetzen. Der Vortrag weist diesen Umstand an Beispielen von Hölderlin, Lenz, Stendhal, Mickiewicz und Lord Byron nach. Dabei zeigt sich, dass die Bewältigung dieses anspruchsvollen Themas durchaus unterschiedliche, ja motivisch abweichende Versionen zeitigte.

Während Friedrich Hölderlin in seinem lyrischen Briefroman „Hyperion“ im Figuren-Paar Hyperion und Diotima über liebes-schwärmerische Bezüge, noch dazu überlagert von Naturbegeisterung, nicht hinauskam, gelang es dem polnischen Dichter Adam Mickiewicz in seinem romantischen Drama „Dziady“ (Totenfeier; eigentlich Urahnen) in der Person des Gustaw dieses für das „Jahrhundert der Empfindsamkeit“ typische Sujet meisterhaft zu bedienen; ja fast wäre der Autor selbst in die Rolle eines Werthers gefallen.

Auf ebenso überzeugende Weise glückte es Lord Byron in seinem dramatischen Gedicht „Manfred“ (man denke auch an die berührende Schumann-Ouvertüre) den Werther-Typus eindringlich vorzuführen und Spuren des Werther-Motivs finden sich in Rainer Maria Rilkes „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. – Stendhals „Rot und Schwarz“ bietet eine eigene, ja eigentümliche Werther-Variante. Es zeigt sich nämlich, dass tragische Verstrickungen wegen unerfüllter Liebe nicht nur unglücklichen Jünglingen eigen sind. Es gibt ebenso weibliche Pendants.

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Bernd Kemter, Journalist und langjähriger Redakteur bei einer Thüringer Tageszeitung, ist Vorsitzender der Goethe-Gesellschaften Erfurt und Gera.

Busfahrt nach Darmstadt mit Mathildenhöhe

Darmstadt

Eintägige Busfahrt nach Darmstadt

Darmstadt war spätestens seit dem 18. Jahrhundert ein geistiges Zentrum in Hessen. Karoline von Hessen-Darmstadt, von Goethe als „große Landgräfin“ tituliert, pflegte Kontakte zu den geistigen Größen ihrer Zeit. Um die Jahrhundertwende entstand auf der Mathildenhöhe eine Künstlerkolonie mit Ausstellungsgebäude und dem 48 Meter hohen Hochzeitsturm, auch „Fünffingerturm“ genannt. Darmstadt ist heute Sitz der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Unser vorläufiges Reiseprogramm beinhaltet eine zweistündige Stadtrundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten Darmstadts wie dem Luisenplatz, dem Schloss, dem Marktplatz und dem Jugendstilbad. Eine Führung über die Mathildenhöhe oder im Museum Künstlerkolonie schließt sich an. Evtl. besuchen wir noch den Herrgottsberg und den Goethefelsenden Treffpunkt der vor-romantischen „Darmstädter Empfindsamen“sowie das vom Darmstädter Bildhauer Ludwig Habich geschaffene Goethedenkmal von 1903 im Herrngarten, dem ältesten Park der Stadt.

Kosten für Fahrt + Stadtrundfahrt: 38,– Euro (für Nicht-Mitglieder 45,– Euro). Rückkehr ca. 18.30 Uhr. Verbindliche Anmeldungen sind ab sofort in der Schnitzler’schen Buchhandlung (Tel. 06441 45101) möglich. Mindestteilnehmerzahl 30 Personen. Der Fahrpreis ist bei der Anmeldung in bar zu entrichten oder zeitgleich auf unser Reisekonto zu überweisen: IBAN: DE41 5155 0035 0010 0014 51 (bei der Sparkasse Wetzlar mit der BIC: HELADEF1WET). Fahrtleitung: Elisabeth Kleymann und Angelika Kunkel.

Abfahrt in Wetzlar:

9.00 Uhr Abfahrt Leitz-Platz, Wetzlar (Fahrtrichtung Krankenhaus)

9.10 Uhr Abfahrt Goldfischteich, Wetzlar

 

Neue Bücher unserer Mitglieder

Ulrike Enke: Emil von Behring 1854-1917. ImmunologeUnternehmer – Nobelpreisträger. Wallstein 2023, 597 Seiten, 34 €. https://www.wallstein-verlag.de/9783835355019-emil-von-behring-1854-1917.html

Wolfgang Keul: „Ich wollte dir ein Liebeslied schreiben …“. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Liebeslyrik vom Hochmittelalter bis zur Jahrtausendwende. Haag + Herrchen 2021, 320 Seiten, 38 €

Dr. Barbara Steingießer: Luxus & Lifestyle – Weimar und die weite Welt

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Vortrag von Dr. Barbara Steingießer (Düsseldorf): Luxus & Lifestyle – Weimar und die weite Welt

Das „Journal des Luxus und der Moden“ (1786–1827)

Abbildung: (c) Wikipedia

Dass Weimar nicht nur eine Stadt der Klassik, sondern auch eine Design-Stadt ist, verdankt es dem Bauhaus. Aber was haben Weimar und Goethe mit der Modewelt zu tun? – Das Journal des Luxus und der Moden, das erste Lifestyle-Magazin Deutschlands, das von 1786 bis 1827 über die neueste Mode aus Paris und London sowie über Einrichtungstrends berichtete, hatte seinen Verlagssitz nicht etwa in Berlin oder in einer Messestadt, sondern in der kleinen Residenz Weimar.

Der bebilderte Vortrag präsentiert die handkolorierten Hefte und zeigt am Beispiel alter und neuer Luxusgüter, wie manch ein Trend von damals das Design von heute inspiriert. In Wetzlar, noch dazu im Werther-Jahr 2024, darf ein Exkurs zur „Werthermode“ nicht fehlen.

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Dr. Barbara Steingießer studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Bonn. 1994 erhielt sie ein Stipendium der Stiftung Weimarer Klassik zur Mitarbeit an der historisch-kritischen Schiller-Nationalausgabe. Nach ihrer Promotion machte sie sich als freie Autorin und Kulturjournalistin selbstständig.

 Dr. Bertold Heizmann: Werther 250. Alte und neue Leiden

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Vortrag von Dr. Bertold Heizmann (Essen): „Werther 250. Alte und neue Leiden“

Die Leiden des jungen Werthers, hier die 2. Auflage von 1775!

Der „Werther“ hinterlässt nicht nur in der Literaturgeschichte eine breite Spur, sondern auch in anderen Disziplinen: So spricht man in der Sozialpsychologie vom „Werther-Effekt“ und meint damit die „Nacheiferung“ des Suizids. Aber basiert dieser Ausdruck, der nicht mit dem „Wertherfieber“ verwechselt werden darf, möglicherweise auf einem fatalen Irrtum? Goethes eigene Äußerungen lassen Zweifel aufkommen. Eine Fülle von Fehldeutungen, Nachbildungen, Parodien folgte dem Erscheinen seines Romans vor 250 Jahren, und schon bald war Goethe „das Ausgraben und Sezieren [s]eines armen Werther so satt“, wie er am 7. März 1775 schrieb.

Dr. Bertold Heizmann, promovierter Literaturwissenschaftler und Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Essen, geht der wechselvollen Rezeption des  „Werther“-Romans nach und versucht aufzuzeigen, wie jede Generationvon der Goethezeit über Ulrich Plenzdorf bis heutesich den Stoff aneignet, umformt, verfremdet und ihn lebendig hält, indem sie eigene Pointen setzt.

 

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023

Tagesordnung:

  1. Bericht der Vorsitzenden
  2. Bericht der Schatzmeisterin und der Kassenprüfer
  3. Nachwahl eines Kassenprüfers
  4. Anträge

Anträge zur Beschlussfassung in der Jahreshauptversammlung sind bis spätestens 1. März 2024 beim Vorstand einzureichen.

  1. Anfragen und Verschiedenes

Diese Ankündigung gilt als satzungsgemäße Einladung, da die vorliegende Programmübersicht an alle Mitglieder verschickt wird.

Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung: 

Vortrag von Dr. Bertold Heizmann (Essen): „Werther 250. Alte und neue Leiden“

Der „Werther“ hinterlässt nicht nur in der Literaturgeschichte eine breite Spur, sondern auch in anderen Disziplinen: So spricht man in der Sozialpsychologie vom „Werther-Effekt“ und meint damit die „Nacheiferung“ des Suizids. Aber basiert dieser Ausdruck, der nicht mit dem „Wertherfieber“ verwechselt werden darf, möglicherweise auf einem fatalen Irrtum? Goethes eigene Äußerungen lassen Zweifel aufkommen. Eine Fülle von Fehldeutungen, Nachbildungen, Parodien folgte dem Erscheinen seines Romans vor 250 Jahren, und schon bald war Goethe „das Ausgraben und Sezieren [s]eines armen Werther so satt“, wie er am 7. März 1775 schrieb.

Dr. Bertold Heizmann, promovierter Literaturwissenschaftler und Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Essen, geht der wechselvollen Rezeption des  „Werther“-Romans nach und versucht aufzuzeigen, wie jede Generationvon der Goethezeit über Ulrich Plenzdorf bis heutesich den Stoff aneignet, umformt, verfremdet und ihn lebendig hält, indem sie eigene Pointen setzt.

 

Dr. Johannes Saltzwedel: „Werthers Welt“

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Dr. Johannes Saltzwedel (Hamburg): „Werthers Welt“

„Werther“ in seiner EpocheStreifzüge durch das Jahr 1774

Wie sah die Welt aus, als vor 250 Jahren „Die Leiden des jungen Werthers“ erschienen? Was beschäftigte Goethe und seine Zeitgenossen, worüber diskutierte man? Da gab es erfrischende Form-Experimente in Literatur und Musik, aber auch bedeutende Wissenschafts-Taten, kühne Erkundungsfahrten in entlegene Winkel des Erdballs – und neben überzeugtem Aufklärerfleiß manch dreiste Scharlatanerie.

Dem überfeinerten Rokoko nach französischen Vorbildern stellen Jüngere eine neue Unmittelbarkeit gegenüber, die gängigen Vernunftlehren misstraut; gerade weil kein großer Krieg die Aufmerksamkeit bündelt, beginnen allenthalben Zweifel zu nagen, im Privaten wie in der politisch-gesellschaftlichen Sphäre. Mittendrin erlebt der junge Goethe Prominenz im Kurbad, christliche Sinnsucherei, freche Nachdrucker – und lernt schließlich seinen künftigen Arbeitgeber kennen.

Dr. Johannes Saltzwedel, geb. 1962, ist Kulturhistoriker und Goethe-Sammler in Hamburg. Sein Vortrag beruht auf seinem unlängst erschienenen Buch „Werthers Welt“. Unter diesem Titel findet auch über das ganze Jahr 2024 eine monatlich wechselnde Ausstellung im Handschriftenstudio des Frankfurter Goethehauses statt. https://frankfurter-goethe-haus.de/ausstellung/-/werthers-welt-das-werther-jahr-1774/1336, siehe Ausstellung im Handschriftenstudio des Frankfurter Goethe-Museums

Zur freundlichen Beachtung: Dieser Vortrag findet ausnahmsweise an einem Mittwoch statt.

Grußwort zum neuen Jahr 2024

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde,

mit der ersten Strophe aus Goethes Gedicht „Zum neuen Jahr“ möchte ich Sie zu unserem Jubiläumsjahr 2024 herzlich begrüßen!

Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.

(Johann Wolfgang von Goethe: Zum neuen Jahr 1802, aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand)

Passend zum Erscheinen von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ vor 250 Jahren präsentieren wir Ihnen in diesem ersten Halbjahr ein Programm, das sich dem „Werther“ aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln nähert. Nachdem uns Johannes Saltzwedel ins Entstehungsjahr des „Werthers“ mitnimmt und ein Kaleidoskop des Jahres 1774 ausbreitet, spüren Bertold Heizmann und Bernd Kemter der Rezeptionsgeschichte dieses Werkes nach. Barbara Steingießer blättert mit uns im Weimarer „Journal des Luxus und der Moden“, und im Juni reisen wir für einen Tag per Bus nach Darmstadt.

Wir freuen uns über Ihre rege Teilnahme bei all unseren Veranstaltungen!

Mit den besten Wünschen für das neue Jahr

im Namen des Vorstands und des Beirats

Angelika Kunkel, Erste Vorsitzende