Weimar-Reise 2025

ür ein paar Tage war Weimar fest in Wetzlarer Hand: 39 Mitglieder der Goethe-Gesellschaft fuhren im Gimmler-Bus in die Klassiker-Stadt. Reiseleiter Dieter Lehnhardt kündigte ein straffes und abwechslungsreiches Programm an: „Es geht vom Gartenhaus im Park an der Ilm über Goethes Wohnhaus am Frauenplan bis ins Nationalmuseum.“ Spätabends fuhr die Gruppe noch zum „Theater im Gewölbe“ im Cranach-Haus am Marktplatz, wo der nächste große Dichter auf dem Programm der Kleinkunstbühne stand: Christoph Martin Wieland.

Dazu passend folgte am zweiten Tag der Besuch des Wieland-Guts in Oßmannstedt, das alle Mitfahrenden begeisterte. Weil das Verhältnis zwischen Wieland und Goethe äußerst spannend ist, wird sich auch der nächste Referent der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft am 27. Oktober um 19.30 Uhr in der Phantastischen Bibliothek dem Verhältnis dieser beiden Dichter widmen: Klaus Manger spricht über Christoph Martin Wieland und Goethe.

Gäste sind herzlich willkommen!

Zum Abschluss der zweitägigen Fahrt übergab der Vorsitzende, Oliver Meyer-Ellendt, Reiseleiter Lehnhardt als augenzwinkerndes Dankeschön zwei gewaltige, rote Backhandschuhe, sinnig bestickt mit „Faust I“ und „Faust II“. Meyer-Ellendts Fazit lautete: „Diese Reise bot Kultur satt, machte viel Spaß und große Lust auf die nächste Tour.“

   

       

Foto: Wetzlarer Goethe-Gesellschaft / privat (Zum Vergrößern anklicken.)

Den Bericht unseres Mitglieds Dagmar Thum finden Sie unter diesem Link: 2025 Weimarreise Thum.

Über die „Compositionen zu Goethes Faust“ des Fürsten Antoni Henryk Radziwiłł

Zwei Vereine – eine Idee

von Bernd Kemter

Es mutet wie ein Wunder an und ist schon recht merkwürdig. Zu gleicher Zeit und unabhängig voneinander wurde in den beiden Goethe-Gesellschaften Wetzlar und Gera dieselbe Idee geboren: eine Aufführung der „Compositionen zu Goethes Faust“ des Fürsten Antoni Henryk Radziwiłł (* 1775 in Wilna; † 1833 in Berlin). Dieser polnisch-litauische und preußische Politiker und Großgrundbesitzer gilt als Verfechter einer deutsch-polnischen Annäherung, was ganz im Sinne heutigen europäischen Zusammenwachsens liegt. Er war aber auch ein begabter Musiker und Komponist, sang gern und spielte virtuos das Cello. Goethe, der Vertonungen seiner Werke stets skeptisch gegenüberstand, versagte der klingenden Faust-Adaption keineswegs seine Anerkennung, er hatte dem Fürsten zuvor höchstpersönlich noch einige Skizzen geschickt.

Die Uraufführung fand am 24. Mai 1820 in Gegenwart des versammelten preußischen Hofes in Berlin statt. Am 7. Juni gab es eine Wiederholung im Schloss Monbijou. Nun zog sich die Sache hin. Erst 1830 fügte der Fürst seinem Werk drei neue Szenen hinzu: den Spaziergang mit Wagner, die Gartenszene und die Kirchenszene. So geriet der „Faust“ sowohl bei seinem literarischen als auch seinem musikalischen Schöpfer zum Lebenswerk. „Der edle Komponist“, schreibt Zelter am 11. März 1832, „hat sich Jahre hindurch so in das Werk seines Dichters versponnen wie ein Seidenwurm; jeder Faden hält ihn fest.“ Später erschien das ganze Werk in Partitur und Klavierauszug bei Trautwein in Berlin.

Doch zurück zu unseren Vereinen. Wetzlar hat inzwischen die Nase vorn. „Uns glücklich mit fortreissende Composition“ – mit diesem Zitat des großen Dichters war der Abend der Wetzlarer Gesellschaft anlässlich des 276. Geburtstages des Universalgenies überschrieben. Nun rückte der „Faust“ in der Vertonung des Fürsten in den Vordergrund. Das Gesprächskonzert mit Nicole Tamburro (Sopran), Hermann Wilhelmi (Klavier und Moderation), Angelika von Kittlitz (Deklamation) und Yejun An (Cello) fand im Stadt- und Industriemuseum statt.

Unterstützt wurde es vom Kulturfonds Gießen-Wetzlar und dem Kulturförderring Wetzlar. Dessen Vorsitzender Boris Rupp überreichte im Vorfeld den Vertretern der Goethe-Gesellschaft, dem Vorsitzenden Oliver Meyer-Ellendt, seinem Stellvertreter Dieter Lehnhardt und der ehemaligen Vorsitzenden, Angelika Kunkel, einen Spendenscheck zur Unterstützung des Projekts.
„Unser Radziwiłł ist sehr gut gelaufen, auch wenn wir im Vorfeld wegen einiger erkrankter Akteure ziemlich ins Schwitzen geraten sind. Aber am Ende hat es sich gelohnt, die Resonanz war sehr positiv“, schätzt Oliver Meyer-Ellendt, ein.

„Eine Woche vor unserer Aufführung bekamen wir eine Mail von einem Musikwissenschaftler, Herrn Meder, der derzeit an seiner Dissertation zum Thema Radziwiłł und der Faust-,Composition‘ arbeitet (Hochschule für Musik und Theater Rostock, Betreuerin Friederike Wißmann). Er besuchte dann tatsächlich unsere Aufführung, und da unser Moderator am Anfang des Gesprächskonzerts gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe war, hat Herr Meder sogar freundlicherweise die einführenden Worte übernommen. Glück muss man haben.“ Eine zweite Aufführung findet am Samstag, 8. November, um 19 Uhr, im Konzertsaal des Rathauses Gießen statt.

Wir, die Geraer, stehen indes noch in den Startlöchern. Die ganz große Besetzung bleibt auch für unseren kleinen Verein ausgeschlossen, wir bemühen uns wie die Wetzlarer um ein kleineres Format, das zudem unseren finanziellen Möglichkeiten entspricht. Inzwischen haben wir vier Sänger und Sängerinnen, einen Pianisten und einen Cellisten für das Projekt gewinnen können. Weitere Überlegungen stehen an, insbesondere denken wir, dem Beispiel Wetzlars folgend, über die Themen Deklamation und Moderation nach, was ebenfalls auf ein „Gesprächskonzert“ hinauslaufen dürfte. Die Proben beginnen im Januar, die Aufführung soll am 3. Mai 2026 anlässlich unseres 20. Jubiläums erfolgen. Fördermittel sind beantragt, die Stadt Gera stellt uns unentgeltlich den Ratssaal zur Verfügung.

Gerne würden wir uns auch weiterhin mit diesem künstlerisch begabten Fürsten beschäftigen. Neugier wecken zum Beispiel seine Komposition „Complainte de Maria Stuart“ sowie seine Lieder, darunter Gesänge mit Gitarren- und Cello-Begleitung. Der komponierende Fürst blieb seinerzeit keineswegs unbeachtet. Ludwig van Beethoven widmete ihm die Große Ouvertüre C-Dur, op. 115, die großartige und ihrerzeit hochberühmte Pianistin Maria Szymanowska die Serenade für Klavier mit Cellobegleitung, Fryderyk Chopin das Trio für Klavier, Violine und Cello g-Moll, op. 8.

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Text mit Bildern siehe hier: 2025 Blog

Wetzlarer Goethe-Gesellschaft auf Tour

Für ein paar Tage war Weimar fest in Wetzlarer Hand: 39 Mitglieder der Goethe-Gesellschaft fuhren im Gimmler-Bus in die Klassiker-Stadt. Reiseleiter Dieter Lehnhardt kündigte ein straffes und abwechslungsreiches Programm an: „Es geht vom Gartenhaus im Park an der Ilm über Goethes Wohnhaus am Frauenplan bis ins Nationalmuseum.“ Spätabends fuhr die Gruppe noch zum „Theater im Gewölbe“ im Cranach-Haus am Marktplatz, wo der nächste große Dichter auf dem Programm der Kleinkunstbühne stand: Christoph Martin Wieland.

Dazu passend folgte am zweiten Tag der Besuch des Wieland-Guts in Oßmannstedt, das alle Mitfahrenden begeisterte. Weil das Verhältnis zwischen Wieland und Goethe äußerst spannend ist, wird sich auch der nächste Referent der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft am 27. Oktober um 19.30 Uhr in der Phantastischen Bibliothek dem Verhältnis dieser beiden Dichter widmen: Klaus Manger spricht über Christoph Martin Wieland und Goethe.

Gäste sind herzlich willkommen!

Zum Abschluss der zweitägigen Fahrt übergab der Vorsitzende, Oliver Meyer-Ellendt, Reiseleiter Lehnhardt als augenzwinkerndes Dankeschön zwei gewaltige, rote Backhandschuhe, sinnig bestickt mit „Faust I“ und „Faust II“. Meyer-Ellendts Fazit lautete: „Diese Reise bot Kultur satt, machte viel Spaß und große Lust auf die nächste Tour.“

   

       

Foto: Wetzlarer Goethe-Gesellschaft / privat (Zum Vergrößern anklicken.)

Den Bericht unseres Mitglieds Dagmar Thum finden Sie unter diesem Link: 2025 Weimarreise Thum.

 

 

 

1. Wetzlarer Literaturfestival

Avignon-Anlage und Hotel Bürgerhof

Programm des Literaturfestivals

13.30 – 14.00 Uhr, Avignon-Anlage vor dem „Franzis“

„Gefährliches Dolce Vita – Der junge Georg Friedrich Händel in Italien“

Romanlesung mit Uwe Schneider und Evelin Lembke

 

22.30 – 23.30 Uhr, Hotel „Bürgerhof“

W. v. Goethes Theaterroman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“

Lesung mit Erläuterungen von Oliver Meyer-Ellendt

Eintritt frei. – Für weitere Informationen scannen Sie bitte mit Ihrem Handy den abgebildeten QR-Code oder entnehmen das Veranstaltungsprogramm der Presse.

 

Neujahrs-Matinee 2026 – Vorankündigung

Alte Aula, Arnsburger Gasse, Wetzlar

Ulrike Richter (Leipzig): 

„Der neue Paris“. Märchen nach Johann Wolfgang von Goethe

Papiertheater mit Zeichnungen von Adam Friedrich Oeser, Scherenschnitten von Louise Duttenhofer und Goetheliedern zur Hakenharfe

Unsere ursprünglich für Januar 2025 geplante Matinee mit der Aufführung des Stücks „Der neue Paris“, Papiertheater mit Ulrike Richter, musste bekanntlich leider entfallen.

Diese Aufführung werden wir nachholen am Sonntag, 18. Januar 2026 um 11.00 Uhr in der Alten Aula, Arnsburger Gasse.

Wir empfehlen, sich den Termin schon einmal zu reservieren.

Anne Bohnenkamp-Renken: Einblicke in Goethes „Faust“

Aula der Goetheschule, Frankfurter Straße 72, Wetzlar

 

Vortrag von Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Frankfurt a. M.)

Was den „Faust“ im Innersten zusammenhält. Einblicke in Goethes „Faust“

Ein wichtiger Hinweis zu dieser Veranstaltung: 

Entgegen der Meldung in der WNZ ist für den Vortrag von Frau Prof. Dr. Bohnenkamp-Renken KEINE Anmeldung erforderlich. Sie sind alle herzlich eingeladen zu kommen.

 

Federzeichnung von Franz Stassen (1869–1949)

 

Goethes „Faust“ hat zwei Teile – wie hängen die eigentlich zusammen? Und wie kam Goethe überhaupt auf diese Geschichte? Geht es darin auch um Evolutionstheorie, Gezeitenkraftwerke, Krieg und Kapitalismus? Wieso wird der „Teufelsbündner“ Faust am Ende gerettet? Und was macht dieses Theaterstück so wichtig, dass es bis heute zu den meistübersetzten Werken der deutschen Literatur zählt und in unseren Schulen noch immer häufig gelesen wird? Inwiefern ist der „Faust“ auch heute aktuell?

Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken gibt Antworten auf diese Fragen und stellt dabei auch die im Netz frei zugängliche digitale „Faust“-Edition vor, die es ermöglicht, direkt in Goethes Werkstatt zu schauen.

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Anne Bohnenkamp-Renken ist die Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, dem Träger des Frankfurter Goethe-Hauses, und des im Jahr 2021 eröffneten Deutschen Romantik-Museums. Seit ihrer Dissertation über Goethes Arbeit am „Faust“ beschäftigt sie sich nun mehr als drei Jahrzehnten immer wieder mit diesem Werk. Sie lehrt Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt.

Der Vortrag richtet sich auch an Schülerinnen und Schüler sowie selbstverständlich an alle „Faust“-Interessierte, deren Schulzeit bereits zurückliegt.

Treffpunkt ist der Haupteingang der Goetheschule, Frankfurter Str. 72, 35578 Wetzlar. Parkmöglichkeiten bestehen vor dem Europabad.

 

 

Klaus Manger über Christoph Martin Wieland

Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20

Vortrag von Prof. Dr. Klaus Manger (Jena):

„Meinen lieben Bruder in Apoll und Genossen in Ceres“. – Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang von Goethe

Christoph Martin Wieland, von Ferdinand Jagemann 1805

Der junge Goethe verspottete 1773 Wieland in seiner Satire „Götter, Helden und Wieland“: Wieland wird nachts in den Hades entführt, wo er sich Göttern, Helden und antiken Figuren stellen muss. Später erkannte Goethe aber Wielands Bedeutung für die Vermittlung antiker Stoffe. Wieland nahm Goethe den Spott nicht übel und schrieb 1776, nachdem Goethe nach Weimar gezogen war: „Ich lebe nun 9 Wochen mit Göthen, und lebe, seit unsre Seelenvereinigung so unvermerkt und ohne allen effort nach und nach zu stande gekommen, ganz in Ihm. Er ist in allen Betrachtungen und von allen Seiten das größte, beste, herrlichste Menschliche Wesen, das Gott geschaffen hat.“

Wielands vorausweisendes Wirken in und für Weimar und seine emphatische Begrüßung Goethes bei dessen Eintreffen legten den Grund für die lebenslängliche Freundschaft, die die beiden dichterisch und literarisch sich wohl am besten verstehenden Autoren im klassischen Weimar verbindet. Es kommt auch ungetrübt im Nachruf des Jüngeren „Zu brüderlichem Andenken Wielands“ (1813) zum Ausdruck; der gilt zwar auch dem Freimaurerbruder, reicht aber weit darüber hinaus, wie schon Goethes 1780 für Wielands „Oberon“ übersandter Dichterlorbeer bekundet.

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Prof. Dr. Klaus Manger habilitierte an der Universität Heidelberg und lehrte dort sowie später in Erlangen und Jena. 1998 bis 2007 war er Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Ereignis Weimar – Jena. Kultur um 1800“. Er ist Herausgeber der Heidelberger Wieland-Studien und seit 2008 Mitherausgeber der historisch-kritischen Oßmannstedter Ausgabe von Wielands Werken.