Einführung in das Literaturland Georgien

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Im Gespräch: Spannende Literatur aus Sakartvelo

Einführung in das Literaturland Georgien

Prof. Dr. Marina Bokuchava (Bonn) und Dr. Karin Unsicker (Marburg)

Georgien, in der Landessprache Sakartvelo, das kleine Land zwischen Europa und Asien, ist in diesem Jahr Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass sind etliche georgische Werke ins Deutsche übersetzt oder wieder aufgelegt worden. Grund und Lesestoff genug, dieses uns bisher so fremde Land zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus mit seiner alten und reichen literarischen Kultur vorzustellen und kennenzulernen. Goethe hat bekanntlich den Begriff der Weltliteratur geprägt und sich mit dem »West-östlichen Diwan« tief in östliches Denken und Dichten hinein begeben; in seinem Sinne soll das Gespräch geführt werden.

Prof. Dr. Marina Bokuchava, Studium der Germanistik an der Universität Tbilisi (Tiflis). Sie lebt und lehrt zur Zeit in Bonn. – Dr. Karin Unsicker, Literaturwissenschaftlerin aus Marburg, unterrichtet seit über 25 Jahren an der VHS Marburg.

 

Nachruf auf Werner Keller von Manfred Wenzel

Nachruf für Werner Keller

von Dr. Manfred Wenzel

gesprochen am 26.03.2018 in der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Goethe-Freunde,

Die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft trauert um Werner Keller.

Professor Dr. phil. Dr. h.c. Werner Keller, von Dezember 1990 bis Mai 1999 Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar, anschließend deren Ehrenpräsident, seit 2000 Träger des Bundesverdienstkreuzes, seit 2010 Inhaber der Goldenen Goethe-Medaille der Goethe-Gesellschaft in Weimar, Ehrenbürger der westgeorgischen Stadt Kutaissi als Anerkennung für die seit 1997 geleistete Finanzierung eines Kinder- und Altenheimes.

Geboren wurde Werner Keller am 16. Januar 1930 ín Calmbach, einem heute zu Bad Wildbad gehörenden Ort im nördlichen Schwarzwald. Er studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Philosophie und legte 1960, im Druck 1964, seine Dissertation zum Thema „Das Pathos in Schillers Jugendlyrik“ vor. 1961 erhielt er eine Assistentenstelle an der Universität Köln. Das dortige Institut für deutsche Sprache und Literatur wurde seine berufliche Heimat. 1969, im Druck 1972, erschien seine Habilitationsschrift zum Thema „Goethes dichterische Bildlichkeit“, von 1975 bis zu seiner Emeritierung 1995 war er als Professor und Direktor am genannten Kölner Institut tätig. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit waren die Geschichte der Lyrik, Hölderlin, Dramentheorie, vor allem aber die Weimarer Klassik, Goethes Lyrik und Goethes ‚Faust‘.

Werner Kellers Verdienste als herausragender Gelehrter und Goetheforscher sind indes nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist der zur Unterstützung Bedürftiger rastlos tätige Mensch, der Goethes Ethos der tätigen Hilfe zum Leitprinzip seines Lebens machte. Bereits kurz nach dem Antritt seiner Kölner Professur sorgte Werner Keller gemeinsam mit Heinrich Böll dafür, dass der ausgebürgerte russische Autor Lew Kopelew 1981 die Ehrendoktorwürde der Universität Köln erhielt und in Köln eine neue Heimat finden konnte.

Ab 1993 stellte Keller Geld für Goethe-Stipendien zur Verfügung, die vor allem ost- und südosteuropäischen Studenten und Doktoranden dreimonatige Aufenthalte in Weimar ermöglichten. Seit 2010 sind diese als Werner-Keller-Stipendien benannt. Die aktuellen Stipendiaten sind jeweils auf der Internetseite der Goethe-Gesellschaft in Weimar aufgelistet.

Mit seiner Unterstützung gelang die Gründung zahlreicher ausländischer Goethe-Gesellschaften, darunter der im russischen Tambow, zu der unsere Goethe-Gesellschaft seit 1994 eine Partnerschaft unterhält, die bis heute besteht und im nächsten Monat anlässlich des 100. Geburtstages von Lili Kaufmann, der langjährigen Vorsitzenden, wieder persönliche Begegnungen ermöglicht.

Das von umfassender Hilfsbereitschaft, Pflichterfüllung und Dankbarkeit geprägte Wesen Werner Kellers wäre ohne die Kenntnis seiner Kindheit und Jugend nicht zu verstehen. Im Alter von 5 Jahren verlor er seinen Vater, die Mutter blieb mit 10 Kindern zurück.

In der Einleitung zu einem Band seiner gesammelten Aufsätze, der 2009 in der Reihe der Schriften der Goethe-Gesellschaft erschien, hat Keller über seine Familienmitglieder geschrieben: „Sie haben mich, wir haben einander dazu erzogen, daß das Personalpronomen ‚ich‘ nur gebrauchen sollte, wer den Anspruch des ‚wir‘ mitbedacht hat. Nach dem frühen Tod des Vaters (1935) und der Einschränkung durch mancherlei Not erlegte ich mir […] eine bewußte Selbstbegrenzung auf, um Menschen in unverschuldeter Bedrängnis zu helfen. Durch Vorträge und Bittgänge gelang es in den letzten zwei Jahrzehnten, ausländische Goethe-Gesellschaften zu gründen und zu fördern und mehr als zweihundert Stipendiaten nach Deutschland einzuladen.“ Bei all diesen Bemühungen hat Keller stets nach Goethes Wort gelebt: „Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.“ (Maximen und Reflexionen 443)

In persönlichen Gesprächen hat mir Werner Keller oft über seine Kindheit und Jugend berichtet. Danach war es mehr als „mancherlei Not“ – wie er aus großer zeitlicher Distanz schrieb –, oft waren es Verzweiflung und Zukunftsangst, die in der Familie herrschten. Keller war gezwungen, sich früh durch die Übernahme kleiner Tätigkeiten am Unterhalt der Familie zu beteiligen. Bevor er das erste Geld, das er verdiente, bei der Mutter ablieferte, gönnte er sich – bescheiden – selbst etwas davon: Er erwarb ein Reclam-Heft – ein Omen, welche Rolle die Literatur in seinem Leben spielen sollte?

Am 23. Februar 2018 ist Werner Keller nach langer Krankheit, wenige Woche nach seinem 88. Geburtstag, in seiner Kölner Wohnung gestorben. Die Urnenbeisetzung fand am 16. März in seinem Heimatort Calmbach statt. Die gleichermaßen schlichte wie würdige Zeremonie, an der ich teilnehmen durfte, bei der eine Harfe die übliche Orgel ersetzte, entsprach Werner Kellers bescheidener Art und seiner Vorliebe für leise Töne.

Mein Nachruf wäre unvollständig ohne die Erwähnung von Frau Dr. Mechthild Keller, die sich über Jahrzehnte an der Seite ihres Mannes für die gemeinsamen Ziele aufopferungsvoll eingesetzt hat.

Unsere Wetzlarer Goethe-Gesellschaft durfte sich Werner Kellers Zuwendung in besonderer Weise erfreuen. Mit meinem Vorgänger Friedrich Wilhelm Hedrich verband ihn eine enge Freundschaft. Als dieser ihm telefonisch seine Krebserkrankung mitteilte, an der Hedrich im Februar 1995 verstarb, weinten beide gemeinsam. Als ich 1996 den Vorsitz übernahm, wurde Werner Keller mir bald zu einem väterlichen Freund und Mentor. Nachdem er den Besuch der Jahrestagungen der deutschen Ortsvereinigungen aus Altersgründen bereits seit einigen Jahren aufgegeben hatte, machte er noch einmal eine Ausnahme und besuchte mit seiner Frau unsere Jahrestagung in Wetzlar in den ersten Maitagen des Jahres 2008, was wir als eine besondere Ehre empfunden haben.

Lassen wir Werner Keller abschließend noch einmal selbst zu Wort kommen. In einem Grußwort zu unserem 25jährigen Jubiläum im Jahr 1999 sagte er: „Zweimal fuhr ich mit der Bundesbahn ins Lahntal, zweimal versetzte ich mich in die Wertherzeit, zweimal sagte ich mir aus Werthers Briefen vor, was das Gedächtnis bereit hielt. ‚Ich weiß nicht, ob täuschende Geister um diese Gegend schweben, oder ob die warme, himmlische Phantasie in meinem Herzen [es] ist, die mir alles rings umher so paradiesisch macht.‘ Beide Male stieg ich – erwartungsfroh – zu früh aus.“

Mechthild Keller hat in der Nachricht vom Tode ihres Mannes folgende Worte gefunden: „Dankbar bis zuletzt, vollendete er seinen Weg. … Was ihm Leitspruch und Ermutigung war, sei sein Zuruf an uns: ‚Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.‘ “

Manfred Wenzel

 

Der Hund: eine goetheatralische Komödie in zwei Akten

Stadt- und Industriemuseum Wetzlar, Lottestraße 8

Premiere

Der Hund: Eine goetheatralische Komödie in zwei Akten

Es spielt das Ensemble des Statt Theaters Wetzlar

Text + Regie: Oliver Meyer-Ellendt

Das unrühmliche Ende von Goethes Weimarer Hoftheater-Direktion ist bekannt: Johann Wolfgang von Goethe ist seit 26 Jahren Leiter des Weimarer Hoftheaters, als die Sängerin und Schauspielerin Caroline Jagemann das Melodram »Der Hund des Aubry« aufführen will. Theaterleiter Goethe steht seichten Kassenschlagern zwar nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, aber der Star des »Hundes« ist – der Titel lässt es ahnen – ein Hund! Und Goethe hasst bekanntlich Hunde. Deshalb: als im März 1817 der reisende Schauspieler Karsten mit seinem Pudel am Weimarer Hoftheater gastieren will, lehnt Goethe empört ab. Caroline Jagemann aber, die Ehefrau zur linken Hand des Großherzogs und zur Frau von Heygendorff empor geadelt, will die Aufführung des »Hundes des Aubry« durchsetzen. Und wieder einmal, wenn auf einer Theaterbühne über das Theater gestritten wird, geht es eigentlich um mehr …

Beide Premierenabende – am 26.08. und am 27.08. – werden exklusiv nur für Mitglieder der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft und ihre Familien sowie ihre Freunde angeboten

Kostenbeitrag: 10,00 Euro

Karten nur im Vorverkauf über die Kulturstation, Lahnstraße 9, Tel. 06441-7706525

Die Produktion »Der Hund« wird ermöglicht durch die Unterstützung der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft und gefördert durch den Kulturförderring Wetzlar.

Weitere Aufführungen, ebenfalls im Stadt- und Industriemuseum:

Samstag, 9. September 2017, 19.00 Uhr

Samstag, 23. September 2017, 17.00 Uhr

Eintritt: 12,00 (Vorverkauf in der Kulturstation) bzw. 14,00 Euro (Abendkasse)

Literarischer Lese- und Gesprächskreis mit Dr. Wolfgang Keul

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20: Konferenzraum 1. Stock

Literarischer Lese- und Gesprächskreis: „Schachnovelle“

Der literarische Lese- und Gesprächskreis wird auch in diesem Halbjahr wieder von unserem langjährigen Mitglied Dr. Wolfgang Keul weitergeführt. Als erstes Werk wird Stefan Zweigs »Schachnovelle« (1942) behandelt und mit ihrer Verfilmung (1960) verglichen. Die weiteren Themen werden am Ende der Sitzungen für den jeweils nächsten Termin festgelegt. Der Gesprächskreis ist eine offene Runde, d.h. man kann sich jederzeit ohne Anmeldung anschließen.

Die weiteren Termine sind:

Freitag, 13. Oktober, 10. November, 8. Dezember 2017, jeweils 18.00 Uhr

Literarischer Lese- und Gesprächskreis mit Dr. Wolfgang Keul

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20: Konferenzraum 1. Stock

 

Literarischer Lese- und Gesprächskreis

mit Dr. Wolfgang Keul (Aßlar)

Der literarische Lese- und Gesprächskreis wird auch in diesem Halbjahr wieder von unserem langjährigen Mitglied Dr. Wolfgang Keul, einem ver­sierten und engagierten Germanisten und Historiker sowie Liebhaber klassischer deutscher Literatur, weitergeführt. Das Programm beginnt diesmal mit Jeremias Gotthelfs Novelle »Die schwarze Spinne«.

 
(©) Franz Karl Basler-Kopphttp://www.sammlungonline.kunstmuseumluzern.ch/ – Zum Vergrößern klicken!

Die weiteren Themen werden am Ende der Sitzungen für den jeweils nächsten Termin festgelegt. Der Gesprächskreis ist eine offene Runde, d. h. jeder Interessent hat die Möglichkeit, sich jederzeit ohne Anmeldung anzuschließen.

Die weiteren Termine sind:

Freitag, 10. Februar, 10. März, 12. Mai und 9. Juni 2017, jeweils 18.00 Uhr

Bitte beachten: Kein Termin im April

Jahreshauptversammlung

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

 

Jahreshauptversammlung

Tagesordnung:
  1. Bericht der Vorsitzenden
  2. Bericht der Schatzmeisterin
  3. Bericht der Kassenprüfer
  4. Entlastung des Vorstands
  5. Nachwahl eines Kassenprüfers
  6. Anträge

Anträge zur Beschlussfassung in der Jahreshauptversammlung sind bis spätestens 20. März beim Vorstand einzureichen.

  1. Anfragen und Verschiedenes
Diese Ankündigung gilt als satzungsgemäße Einladung, da die vorliegende Programmübersicht an alle Mitglieder verschickt wird.

Sagenhaft – 200 Jahre Deutsche Sagen der Brüder Grimm

Marburger Haus der Romantik, Marburg, Markt 16

grimm_sagenAls Jacob und Wilhelm Grimm 1802 bzw. 1803 in Marburg ihr Jurastudium begannen, wurden sie von Carl von Savigny, einem ihrer Lehrer, auch in die Werke von Goethe, Schiller und Herder sowie einiger Romantiker eingeführt, was ihr literaturhistorisches Interesse weckte und sie schließlich zur Erforschung und Sammlung von Märchen und Sagen führte. Die beiden Bände »Deut­sche Sagen«, die stets etwas im Schatten der »Kinder- und Hausmärchen« standen, wurden 1816 und 1818 veröffentlicht.

Eröffnungsvortrag: Prof. Dr. Siegfried Becker (Marburg)

 Eine Gemeinschaftsveranstaltung des Marburger Hauses der Romantik, der Stadt Marburg sowie der Philipps-Universität Marburg

Nachlese zur Busreise nach Sesenheim und Straßburg – Diavortrag von Dieter Lehnhardt

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

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Die Reiseteilnehmer treffen sich an diesem Abend, um noch einmal die gemeinsam erlebten drei Tage in Straßburg und im Elsass Revue passieren zu lassen. Unser Mitglied Dieter Lehnhardt wird dabei Fotos zeigen und an die wichtigsten Stationen und Begebenheiten erinnern.

Auch Mitglieder, die nicht an der Reise teilgenommen haben, sind natürlich als Gäste willkommen.

Vom Spessart nach Bagdad (und zurück) Vortrag von Dr. Markus May

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Zur Konstruktion des Fremden in den Märchen Wilhelm Hauffs

Die Märchen Wilhelms Hauffs gehören, anders als die übrigen Texte jenes enorm produktiven Autors, der 1817, nicht einmal 25-jährig starb, zum auch heute noch populären Bestand der Literatur der Goethezeit. Ihre spezifische Anlage in Form von Märchen-Almanachen ebenso wie ihre besondere erzählerische Einkleidung verdanken sie nicht zuletzt der extrem restriktiven Zensurpolitik im Gefolge der Karlsbader Beschlüsse von 1819, auf die Hauff bereits zu Beginn seines »Märchen-Almanachs auf das Jahr 1826« in einem programmatisch-poetologi­schen Meta-Märchen verweist. Die Märchen Hauffs zeichnen sich durch ihre häufig satirisch gehaltene Zeitkritik aus, die Hauff oftmals in exotische Stoffe verpackt, wie z.B. im Märchen vom Kalif Storch.

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Dr. Markus May ist Privatdozent und Akademischer Oberrat am Institut für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Phantastischen Bibliothek Wetzlar