Klaus Manger über Christoph Martin Wieland

Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20

Vortrag von Prof. Dr. Klaus Manger (Jena):

„Meinen lieben Bruder in Apoll und Genossen in Ceres“. – Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang von Goethe

Christoph Martin Wieland, von Ferdinand Jagemann 1805

Der junge Goethe verspottete 1773 Wieland in seiner Satire „Götter, Helden und Wieland“: Wieland wird nachts in den Hades entführt, wo er sich Göttern, Helden und antiken Figuren stellen muss. Später erkannte Goethe aber Wielands Bedeutung für die Vermittlung antiker Stoffe. Wieland nahm Goethe den Spott nicht übel und schrieb 1776, nachdem Goethe nach Weimar gezogen war: „Ich lebe nun 9 Wochen mit Göthen, und lebe, seit unsre Seelenvereinigung so unvermerkt und ohne allen effort nach und nach zu stande gekommen, ganz in Ihm. Er ist in allen Betrachtungen und von allen Seiten das größte, beste, herrlichste Menschliche Wesen, das Gott geschaffen hat.“

Wielands vorausweisendes Wirken in und für Weimar und seine emphatische Begrüßung Goethes bei dessen Eintreffen legten den Grund für die lebenslängliche Freundschaft, die die beiden dichterisch und literarisch sich wohl am besten verstehenden Autoren im klassischen Weimar verbindet. Es kommt auch ungetrübt im Nachruf des Jüngeren „Zu brüderlichem Andenken Wielands“ (1813) zum Ausdruck; der gilt zwar auch dem Freimaurerbruder, reicht aber weit darüber hinaus, wie schon Goethes 1780 für Wielands „Oberon“ übersandter Dichterlorbeer bekundet.

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Prof. Dr. Klaus Manger habilitierte an der Universität Heidelberg und lehrte dort sowie später in Erlangen und Jena. 1998 bis 2007 war er Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Ereignis Weimar – Jena. Kultur um 1800“. Er ist Herausgeber der Heidelberger Wieland-Studien und seit 2008 Mitherausgeber der historisch-kritischen Oßmannstedter Ausgabe von Wielands Werken.

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